Besuch vom 29.09. - 03.10.2005 in Trigono

„NE“ heißt „JA“ – „Kalli spera“ – „Guten Tag“

Gemmrigheimer Delegation besucht Partnergemeinde Trigono/Ormenio in Griechenland
Begeisterung über griechische Gastfreundschaft

Gut vorbereitet starteten 21 Gemrigheimerinnen und Gemmrigheimer, Mitglieder des Partnerschaftsausschusses, Vereinsvorstände und Gemeinderäte in die griechische Partnergemeinde Trigono. So heißt die Gemeinde im Nordosten Griechenlands, nahe an der bulgarischen und türkischen Grenze, in der Präfektur Evros, Teil der Geschichtsträchtigen Provinz Thrakien. Trigono hat heute ca. 8.000 Einwohner, verteilt in 10 kleinere Ortschaften, darunter auch Ormenio. Dieser Name ist in Gemmrigheim besser bekannt, denn aus Ormenio kommen viele Familien, die bei uns Arbeit und eine zweite Heimat fanden.
Doch nun zum Ablauf der Reise und zu einigen „Highlights“.
Auch nach einigen Tagen zu Hause hält die Begeisterung über die großartige Gastfreundschaft unserer griechischen Partner nach wie vor an. Nach dem Zwei-Stundenflug Stuttgart-Thessaloniki – im Reisegepäck befand sich sogar ein großes Fernsehgerät für Ormenio – und einer über 6-stündigen Busfahrt – im letzten Tageslicht konnten wir noch einen Blick auf das Mittelmeer werfen – treffen wir kurz vor Mitternacht in Ormenio ein.
In Griechenland ist es eine Stunde später, als bei uns (das kann man sich leicht merken – im Osten geht die Sonne auf, also ist es dort schon etwas später als im Westen).
Und in Ormenio warten zu dieser späten Stunde tatsächlich viele Menschen auf uns, darunter der Vize-Bürgermeister, der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses und Ortsvorsteher und die Gastfamilien, die noch mit uns feiern wollen und enttäuscht sind, dass wir erst einmal schlafen müssen.
Die Verteilung auf die Familien klappt hervorragend. Kaliopi Dimaki, Triantafilos und Joanis Strakos und Rousnis Theodoridis haben gute Vorarbeit geleistet. Spannend war es natürlich (wer kommt zu wem?) – und in den Familien wurde dann doch noch etwas gegessen und getrunken – von wegen gleich schlafen...
Georgio Doulgeris aus dem Teilort Komara, bei dem Hildegard Eisenmann und die Lessows wohnten, kaufte auf der Fahrt nachts um 0.30 Uhr noch mehrere Melonen von einem Bauern, der am Straßenrand mit seinem Wagen stand und auf dem Traktor schief; er wollte am Morgen weiter zum Markt.
Am nächsten Tag weckte uns herrlicher Sonnenschein – 20 Grad schon am Morgen – Treffpunkt ist das Rathaus – es steht im zentralen Ort Dikaia, der auch einen Bahnhof hat.
Direkt neben den Schienen findet der Wochenmarkt statt. Den lassen wir uns nicht entgehen – jeder spricht uns an – die meisten sogar auf Deutsch. „Kalli mera, guten Tag“ – frische Tomaten bekommen wir geschenkt.
Wir müssen weiter – ein großes Programm wartet auf uns – zumindest auf dem Papier. Aber zum Glück geht alles langsamer als in Deutschland und vor allem „nur kein Stress“ von wegen deutsche Pünktlichkeit.
Im Sitzungssaal des Rathauses Begrüßung durch Bürgermeister Goutkidis, den Vize-Präfekten, anwesend sind weitere Vertreter der Gemeinde, die uns später auch begleiten. Der stellv. Bürgermeister Lessow richtet Grüße aus Gemmrigheim aus und antwortet für die Delegation. Für das griechische Regionalfernsehen (ähnlich SWR) gibt er ein Interview.
Reichlich mit Geschenken und Info-Broschüren (zum Glück auch auf Deutsch) versorgt, starten wir zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung. Viel Zeit verbringen wir in der Ausgrabungsstätte Mikri Doxapara aus dem 2. Jahrhundert vor Christi – mit Verbrennungsgruben einer wohlhabenden Familie, Grabbeigaben, Resten von fünf Wagen mit je zwei Pferden und zahlreiche Gegenstände aus der damaligen Zeit lassen sich noch gut erkennen und werden fachkundig erläutert – das war gelebter Geschichtsunterricht – bei inzwischen gut 28 Grad Sommertemperatur.
Land-Tourismus war die nächste Station „Gaia Kanadas“ – hier haben die Landfrauen die Vermarktung ihrer in streng biologischer Weise hergestellten Produkte, u.a. Nudeln, Honig, Marmelade (zuckersüß und fruchtig!), gefülltes Gebäck (Pita), selbst übernommen und wollen damit die Region beleben. Von allem durften wir probieren – überhaupt das Essen! Immer reichhaltig, vielfältig und lecker. Schon geht es weiter zur Spargelgenossenschaft. Aufpassen, nicht erkälten in den kühlen Lagerhallen! Spargel gab es natürlich nicht mehr, dafür Chinakohl, Brokkoli, Eisbergsalat, Blumenkohl und natürlich Paprika – und wieder was für uns zum Essen (nicht nur vegetarisch).
Dann weitere Sehenswürdigkeiten, Kirche und Stausee in Therapeio und die Kapelle des Propheten Elias in Milea.
Danach gab es ein festliches Mahl in einem großen Restaurant auf der Höhe mit Blick auf den – nur zum Teil gefüllten – Stausee. Was es zum Essen gab? Hier nur ein Ausblick: Souflaki, Tsaziki, Kotelett, Salate, Auberginen, Tomaten und, und, und – natürlich Wein und nicht zu vergessen Ouzo (Wasser heißt übrigens „Nero“). Inzwischen ist es Nachmittag geworden – sogar Spätnachmittag – wir sind satt bis „zum Abwinken“ – heute Abend wird nichts mehr gegessen! Auf der Rückreise nach Ormenio hielt unser Busfahrer, auf vielfachen Wunsch, an einem Baumwollfeld an.
Wir kehren heim zu unseren Gastfamilien. In Ormenio direkt finden zahllose Begegnungen statt.
Frau Kley und Hildegard Eisenmann kennt dort jeder – mit Tränen in den Augen werden Erinnerungen ausgetauscht, eine Herzlichkeit, die man bei uns selbst in der eigenen Familie kaum kennt.
Und das mit dem nicht mehr essen lässt sich auch nicht einhalten. Der Schwager meines Hausvaters Jorgo hat heute im Mittelmeer bei Alexandropoulis selbst Fische gefangen und mitgebracht, die werden in der Taverne an der Dorfstraße frisch gebraten, Freunde kommen dazu, ich selbst aß – aber nicht weitersagen – allein 5 von 21 Fischen, ich bin halt doch ein „Fischkopf“. Bis spät in die Nacht sitzen wir bei angenehmen Temperaturen zusammen. Kalli nichta.
Am Samstag – nächster Tag – geht es mit dem Bus und Privat-Pkw´s durch die Provinz Evros – immer dabei die Offiziellen – z.B. der Bürgermeister – inzwischen sage ich Paschalis und er Martin -, der Vize und die Gemeinderäte. Freunde nehmen sich eben Zeit füreinander – Stichwort: Gastfreundschaft!
Im Seidenmuseum von Soufli sehen wir, wie aus Raupen-Kokons die wertvolle Seide wird. Danach der heutige Höhepunkt, im Naturschutzgebiet Dadia ganz in der Nähe können wir die letzten Geier Europas in freier Wildbahn erleben (der deutsche Pleitegeier ist zum Glück zu Hause geblieben). Dieses Gebiet – so die einhellige Meinung – wird das nächste Ziel einer Auslandswanderung unseres Albvereins.
Und schließlich kommen wir doch ans Mittelmeer, Ziel aller Touristen. Nach knapp zwei Stunden Fahrt und (noch) herrlichem Wetter genießen wir ein ausgiebiges Fischessen mit allen Arten des Meeres, herrlich zubereitet und für deutsche Verhältnisse nicht einmal teuer. Dies kam uns gelegen, denn diesmal hielten wir unsere Gastgeber frei, die im Übrigen während der ganzen Zeit für sämtliche Kosten aufkamen – wieder Stichwort „Gastfreundschaft“.
Wir waren direkt an der Strandpromenade, da nutzten einige die Gelegenheit, wenigstens die Füße ins Wasser zu strecken, welches mit mindestens 21 Grad erstaunlich warm war.
Die Heimfahrt beschleunigte ein aufkommendes Gewitter. Zu Hause bei der Gastfamilie hätte ich mir gerne eine kleine Ruhepause gegönnt – aber nichts da! Für 19 Uhr stand in der noch nicht fertigen, noch nicht baulich abgenommenen Sporthalle von Dikai ein riesiges Treffen mit rund 700 (!) Senioren auf dem Programm. Aber die waren noch rüstig!
Getanzt wurde bis zum frühen Morgen – übrigens bei griechischen Tänzen nicht zu früh einsteigen – die dauern noch lang genug...
Selbst Walzer wurde getanzt – da waren die Gemmrigheimer natürlich führend. Um Mitternacht konnten wir unserem Frieder Nolte zum 65. Geburtstag gratulieren. Lessow hatte in aller Stille ein Gedicht vorbereitet, der Bürgermeister den Sekt kalt gestellt und dann erklang „Happy Birthday“ – englisch, deutsch und griechisch. Der Frieder wird den Geburtstag so schnell nicht vergessen.
Am Sonntag waren wieder alle fit, obwohl es regnete. Da fiel die geplante große Wanderung aus. Aber in dem vorgesehenen Wandergebiet, mit einer herrlichen Siedlung mit Ferienwohnungen und Unterkünften erklärte uns – im Trockenen – der Vorsitzende des Wandervereins die Touren, Maßnahmen und Initiativen des Vereins zur Erhaltung der Natur – von weitem schauen uns die Wildschweine des nahen Wildparks zu.
Weitere Stationen sind eine zum Kulturzentrum restaurierte alte Mühle und das in Eigenregie errichtete Heimatmuseum in Ptelea. Dort gab es u.a. alte Bilder, auf denen man sogar Gemmrigheimer erkannte. Nicht fehlen durfte die Besichtigung der Weinkellerei „Ewritika Kellari“, auf der Höhe gelegen, mit ähnlichen Einrichtungen, wie Hessigheim – aber nicht mit so viel Volumen Rotwein, Weißwein und natürlich Ouzo. Es kam, was kommen musste, Proben des köstlichen Getränks, dazu Schafskäse und weitere Spezialitäten. Wieder aß ich zu viel, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.
Dabei kam jetzt – am frühen Nachmittag – das eigentliche Festmahl des Tages, diesmal im Teilort Dilofos – deutsch-griechische Fahnen vor der Taverne – wieder ein opulentes Mahl mit natürlich allen bekannten und unbekannten Spezialitäten. Jetzt hieß es aber mit schwerem Kopf (vom vielen Wasser-Nero) und vollem Bauch Koffer packen – und vorläufiger Abschied von den Gastfamilien.
Die richtige Abschiedsparty dann abends in Ormenio - mit Gastfamilien, Gästen, Vertretern der Gemeinden – wieder ein Riesenevent mit den Reden der Offiziellen. Lessow dankt für die überwältigende Gastfreundschaft, die Wärme und die Herzlichkeit.
Bei Wein, Essen, Musik der schönen Bozuki und natürlich wieder Tanz wird zusammen gesessen, bis der Bus zur Abfahrt ruft. Nachts um eine halbe Stunde nach Mitternacht heißt es Kalli nichta und auf Wiedersehen – Kallin antamossi.
In dieser Nacht können nur wenige im zu kalten Bus schlafen. Um 7 Uhr sind wir am Flughafen Thessaloniki, dort haben wir ausreichend Wartezeit, der Flug ist problemlos, am frühen Nachmittag sind wir mit S- und Deutscher Bahn in Kirchheim, wo uns unsere Angehörigen erwarten. Die Heimat hat uns wieder.
Wie geht es mit dem Austausch weiter – nun wir werden sehen. Wir hoffen, dass wir Appetit gemacht haben, auf weitere Begegnungen.
Der Besuch in Griechenland ist einfacher, als man denkt – Cherete – Herzlich Willkommen.


Für den Bericht verantwortlich – Hildegard Eisenmann, Werner Häringer (Bilder) und Martin Lessow.

Hier die Antwort einiger Teilnehmer der Reise auf die Fragen: Was gefiel mir am Besten, was hat mich am Meisten beeindruckt – und gab es irgendwelche Probleme?
Die Fragen stellt M. Lessow während der Wartezeit auf dem Flughafen Thessaloniki.

Frau Haiber: „die Gastfreundschaft – und Probleme keine“
Otto Siegel: „erlebte Gastfreundschaft, das Land an sich, Verständigungsprobleme in Ormenio überhaupt nicht, gut war die Begleitung - aber das viele Essen und die zusätzlichen Pfunde.“
Gerhard Reisinger – unser Schulrektor: “das Wiedersehen mit Eltern früherer Schüler und Erkennen ehemaliger Schüler – z.B. Jannis Lapide, den Fußballspieler – mein Problem: ich wäre gern länger geblieben!“
Werner Häring: „die überwältigende Begrüßung und die Begleitung sogar noch durch Bürgermeister und Gemeinderäte während der ganzen Fahrt, die Begegnungen mit früheren Kollegen – Probleme gar keine.“
Elisabeth Kauz: „die Herzlichkeit der Menschen, z.B. auch beim Seniorenabend, die Gastgeber, das Wiedersehen mit vielen bekannten Leuten, beim Besuchsprogramm war besonders beeindruckend, was hier für die Natur und die Landschaft getan wird - keine Probleme.“
Frau Krätzer: „die spürbare Freude, mit der uns die Griechen empfangen haben – da war schon etwas da – und somit keine Probleme und Schwierigkeiten.“
Martina Frauhammer: „dass soviel alte Leute Gemmrigheim kennen und auch an dem Festabend so begeistert mitmachten – eine tolle Gastfreundschaft“
Rose Schweiker: „die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen, da kam alles vom Herzen – Verständigungsprobleme traten nie auf.“
Kaliopi Dimaki: „die Hingabe der Leute – und natürlich keinerlei Probleme.“
Marc Metzger: „ mir hat einfach alles gut gefallen, beeindruckt war ich allerdings als unser Bus einmal durch eine überflutete Straße fuhr, die Straße war gleichzeitig Kanal für den Stausee, so fuhr der Bus praktisch im Fluss – ich hatte keinerlei Probleme.“
Frau Kley: „Die Herzlichkeit der Menschen und wie viele mich kannten und beim Namen riefen – ich konnte mich aus Kirchheim und Gemmrigheim auch noch an viele Gesichter erinnern – Probleme gab es keine.“
Frieder Nolte: „die herzliche Aufnahme und Gastfreundschaft, der schnelle Kontakt und die kurzen und wirkungsvollen Reden der Offiziellen (kein langes Geschwätz oder bla bla), da ich unsere Gastfamilie noch von Gemmrigheim her kannte, hätte ich mit einen „freien Abend“ im Kreis dieser Familie gewünscht, sonst keine Probleme.“
Hildegard Eisenmann: „die Gastfreundschaft, Probleme keine, vielleicht die große Entfernung zwischen den Teilorten von Trigono, wenn nicht alle in Ormenio untergebracht werden können.“
Triantafilos Strakos: „die Deutschen fielen gar nicht mehr auf, sie feierten wie die Griechen, und ich selbst war in Gebieten, die ich noch gar nicht kannte, z.B. dort, wo die Geier waren.“