Vorwort des Bürgermeisters

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Parken in Gemmrigheim – so lang ich mich erinnern kann ist das ein Thema in der Bürgerschaft und im Gemeinderat. Und es vergeht auch heute kaum eine Woche, in der nicht ein Hinweis oder eine Beschwerde aus der Bürgerschaft auf dem Rathaus eintrifft.
Dabei geht es um den Falschparker, individuelle Behinderungen oder auch um nicht geleerte Mülleimer, weil die Müllabfuhr bei der Durchfahrt durch die Straße behindert war. Ganz wesentlich und oft artikuliert ist die Sorge, dass dem Rettungsdienst oder der Feuerwehr im Fall des Falles der Weg zum Einsatzort versperrt bliebe.

Für den Gemeinderat war die Zeit reif sich der Sache etwas grundsätzlicher anzunehmen. So wurde im letzten Juni der Beschluss gefasst, für das gesamte Ortsgebiet mit professioneller Hilfe ein Parkraumkonzept zu entwickeln, das uns hoffentlich in die Lage versetzt, die Parkprobleme, wenn nicht gänzlich zu lösen, so doch wo immer möglich zu entschärfen und für die Zukunft Optimierungspotential aufzuzeigen.

Ein wesentlicher Aspekt des zu erarbeitende Parkraumkonzepts soll dabei auch sein, uns in die Lage zu versetzen, die vielen individuellen und subjektiven Rückmeldungen in einen objektiven und auf Zählungen und nachvollziehbaren Auswertungen basierenden Kontext zu stellen. Das war auch ein wesentlicher Grund dafür, mit der Firma BrennerPlan einen professionellen Partner mit entsprechender Expertise ins Boot zu nehmen.

Im Zentrum der Arbeiten wird so eine fundierte Analyse stehen, wie es in den verschiedenen Teilen Gemmrigheims zu den beklagten Parkproblemen kommt. Da sind zum einen die Situationen, die schlicht daher rühren, dass man sich nicht an die geltenden Verkehrsregeln hält. Auch unser Gemeindevollzugsdienst weiß davon ein Lied zu singen. Hier können wir unabhängig vom Parkkonzept die Kontrollen verschärfen, was auch eine feste Absicht von Gemeindeverwaltung und Gemeinderat ist.

Ein weiterer wesentlicher Grund ist sicherlich, dass noch vor 10 oder 20 Jahren kaum jemand im Blick hatte, wie viele Autos heute auf den Straßen unterwegs sind. Ebenso stammt der alte Ortskern Gemmrigheims aus einer Zeit, in der es Autos noch gar nicht gab.
Dazu kommt erschwerend, dass die geltenden Vorschriften für den Wohnungsbau hinsichtlich des Bedarfs an Parkplätzen an der Realität vorbei gehen. So besteht schon aus den wenigen genannten Gründen im Gemeindegebiet deutlich mehr Bedarf an Parkplätzen als auf privatem Grund zur Verfügung steht.

Das Problem ist aber noch komplexer. So ist das Parken einer vielschichtigen Dynamik unterworfen. Das zeigt sich Tag für Tag, als auch über die Jahre.

Während sich tagsüber viele mit ihren Fahrzeugen an Ihren Arbeitsplätzen befinden, sind die Ressourcen zum Parken in den Morgen-, Abend- und Nachtstunden und an Wochenenden oft erschöpft. Und war in Wohngebieten, als da Familien mit kleinen Kindern wohnten, das Parkproblem noch überschaubar, ändert sich das 10 oder 15 Jahre später erheblich, wenn, wie heute üblich, jeder der Sprösslinge Bedarf an einem eigenen Auto anmeldet.

Aber nicht nur das ist von Belang. Häufig gibt es potentiell ja privaten Stellraum in Garagen und Tiefgaragen und an anderer Stelle auf dem eigenen Grund. Manchmal ist es aber bequemer, nicht in der Tiefgarage zu parken, sondern den gerade mal freien Stellplatz auf dem öffentlichen Parkstreifen zu nutzen. Und die Garage hat man den Sommer über freigeräumt, damit man die Tischtennisplatte oder den Kickertisch aufbauen kann. Den Carport kann man nicht nutzen, weil der Wohnwagen drinsteht. Es gäbe auch in der weiteren Umgebung der Wohnung Alternativen, um das Auto abzustellen. Da müsste man aber morgens und abends 200m zu Fuß gehen.  Und das Firmenfahrzeug, das mir mein Arbeitgeber freundlicherweise mit nach Hause gibt, braucht natürlich auch seinen Platz.
So sind die Gründe sehr vielschichtig, warum es auf den öffentlichen Flächen zu einer solch hohen Dichte an Fahrzeugen kommt, die dann zum Problem wird.

Wie einfach ist es da, nach der „Gemeinde“ zu rufen, Platz für mein Auto zur Verfügung zu stellen. Wenn man aber das tut, heißt das nichts anderes, dass ein so geschaffener Parkplatz dann von der Allgemeinheit – also von uns allen - bezahlt wird, und das mit Geld, das dann für andere Aufgaben nicht mehr zur Verfügung steht.

Was aus dieser – sicher lückenhaften und zugegebenermaßen recht tendenziellen – Darstellung klar werden soll, ist, dass es kein Patentrezept für die Lösung unserer Parkprobleme und damit für unser Parkkonzept geben wird. Damit wir hier vorankommen, ist es wichtig, dass möglichst viele mitmachen und zur Einsicht kommen, dass es ohne den einzelnen, also ohne „mich selbst“ nicht gehen wird. Es wird nicht reichen, nur nach der Gemeinde zu rufen oder auf den Nachbarn zu zeigen.
Und entsprechend vielfältig und möglicherweise auch unterschiedlich in verschiedenen Bereichen des Orts wird dann vermutlich der Strauß an Maßnahmen sein, die hier zum Ziel führen. Welche das im Einzelnen sein werden, ist heute noch offen. Das sollen die Analysen zeigen.

Dass es ohne „mich“ nicht geht, gilt dabei schon für die ganz frühe Phase, in der wir uns jetzt befinden. Schon da brauchen wir Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, indem Sie sich an dieser Umfrage beteiligen und so die Wissensbasis, die uns für die Erarbeitung des Konzepts zur Verfügung steht, so breit wie möglich machen.

In diesem Sinne möchte ich mich vorab schon für Ihre Beteiligung herzlich bedanken. Machen Sie mit, helfen Sie mit, und lassen Sie uns wissen, wo Sie und alle Bürgerinnen und Bürger beim „ruhenden Verkehr“ der Schuh drückt. Nur so sind wir in der Lage ein möglichst umfassendes und hochwertiges Konzept zu erarbeiten.

Viele Grüße aus dem Rathaus!

Ihr Bürgermeister
Dr. Jörg Frauhammer